Niedergeschrieben und an tate.at geschickt von der Mutter von Caroline. DANKE!
Endlich angekommen!
So kann man die Erfahrungen der letzten drei Jahre wohl zusammenfassen. Dass unsere erstgeborene Tochter sich ziemlich schnell entwickelte, blieb uns Eltern nicht verborgen. Laufen mit neun Monaten, sehr frühes Sprechen vollständiger Sätze, Löcher in den Bauch fragen – seit sie reden konnte, waren deutliche Zeichen.
Wie weit sie aber wirklich war, fiel uns erst durch den Kindergartenbesuch auf. Die Erzieherinnen beschwerten sich immer wieder, dass Caroline nur Interesse an den Tätigkeiten der Älteren zeigte und nicht mit Gleichaltrigen spielen wollte. Aber obwohl sie in eine altersgemischte Gruppe ging, wurde eine strikte Tennung nach dem Alter angestrebt. Erst nach massivem Intervenieren von unserer Seite, wurde ihr erlaubt, am “Vorschulprogramm” des Kindergartens teilzunehmen, was sie teilweise aber auch noch als Babykram bezeichnete.
Gegen massive Widerstände des Kindergartens und der eigentlich zuständigen Schule schulten wir sie mit fünf Jahren in einer Schule im Nachbarort ein. Der dortige Direktor stand einer frühzeitigen Einschulung glücklicherweise nicht ablehnend gegenüber.
Das erste Halbjahr der Klasse 1 verlief vergleichsweise gut, wenn auch mit größeren Langeweilephasen, wenn Wiederholungen anstanden. Die Klassenlehrerin war jedoch in der Lage, auch die schnelleren Kinder durch Sonderaufgaben zu fordern und damit zu fördern.
Nach unserem Umzug in ein anderes Bundesland wurde die Situation jedoch wieder schwierig. Die aufnehmende Klasse war ca. 3 Monate hinter der alten Klasse zurück und unsere Tochter bekam den Eindruck: “Die müssen aber doof sein”. Wenn man dies in der Klasse auch noch artikuliert, dann ist das kein guter Einstand in der neuen Gemeinschaft. Aber es war ja so langweilig. Sonderaufgaben für Schnellere gab es nicht mehr und es wurde ihr beschieden, dass sie Warten lernen müsse. Ihre kleine Schwester musste Zuhause dann Carolines Frust ausbaden. Da flogen nur so die Fetzen.
In dieser Situation wurde Caroline getestet. Endlich stellte mal jemand wirkliche Anforderungen an sie. Sie war glücklich und ihr wurde eine extreme mathematische und sprachliche Hochbegabung attestiert mit Schwächen bei der optischen Wahrnehmung. Was uns endlich erklärte, wieso Caroline alles im Unterricht aufnahm, aber von der Lehrerin ständig wegen Unaufmerksamkeit gerügt wurde. Sie musste nicht an die Tafel gucken, sondern bekam alles über den akustischen Weg mit. Die testende Phychologin riet uns außerdem, Caroline so schnell wie möglich eine Klasse überspringen zu lassen.
Gegen einige Bedenken der betroffenen Lehrer konnten wir eine Probezeit für Caroline in der nächsthöheren Klasse durchsetzen. Während dieser Wochen war Caroline wie ausgewechselt. Sie war ausgeglichen und auch liebenswürdig zu ihrer kleinen Schwester. In der neuen Klasse hatte sie auch nicht die zunächst befürchteten sozialen Probleme. Ganz im Gegenteil, sie fand endlich gute Freunde mit denen sie auch in der Freizeit viel unternimmt. Sie ist jetzt zwar zwei bis dreiJahre jünger als ihre Klassenkameraden, aber sie ist endlich da angekommen, wo sie sich wohl fühlt.
Auf diesem Weg gab es einige Widerstände zu überwinden und wir als Eltern mussten uns einige Anfeindungen gefallen lassen. Aber es hat sich gelohnt. Wir können nur allen betroffenen Familien raten, sich nicht beirren zu lassen und den eigenen Weg zu finden, auch wenn er vielleicht nicht gesellschaftskonform sein mag.