Niedergeschrieben und an tate.at geschickt von Caroline, Hans’ Mutter. DANKE!
Hans ist im Oktober 1998 geboren, also zur Zeit viereinhalb Jahre alt.
Er fixierte uns ein paar Stunden nach der Geburt mit seinen wasserblauen Augen, das erste Foto entstand unmittelbar nach der Geburt und da guckt er wie ein richtiges Baby,kein zerknautschtes Nesthockerjunges 😉
Die ersten Monate war er für uns Eltern unauffällig, aber die Kinderärztin fand ihn von Anfang an sehr weit entwickelt. Mit zehn Monaten begann er zu sprechen, Einwortsätze, rubrizierte die Welt in Windeseile (erst waren alle Tiere “Mi” wie Miezekatze, in der folgenden Woche (!) differenzierte er “Wawa” und “Piep” und das Schnalzgeräusch für Pferdetrappeln aus – so ging es rasant weiter). Mit einem Jahr konnte er laufen, fiel aber (bis heute) andauernd hin, überall runter, rannte wo gegen, so daß die Kinderärztin Wahrnehmungsschwierigkeiten vermutete. Mit eineinhalb sprach er vollständige Sätze, und fragte z.B. “Der Mann heißt?” “Oma macht?” “Mama macht das – weil?” ohne Fragewörter, aber sachlich richtig.
Um seinen zweiten Geburtstag herum kannte er alle Zahlen bis 10, erkannte sie überall, und zwischen zwei und 2 1/4 eignete er sich alle Buchstaben an (“U” wie U-Bahn, “E” wie Erdgeschoß etc.). Das fand ich damals als Mutter ganz normal, ich dachte, daß Kinder eben Buchstaben als Dinge in der Welt betrachten, als Bilder oder Logos, die sie sich halt einprägen (“Billa”, “Saturn”, “McDonald’s”). Er stellte klasse Zusammenhänge her, ich erinnere mich, daß ich ihm ein Weihnachtslied (Weihnachten 2000) vorsang “…in den Herzen ist’s warm…” darauf meinte er entrüstet: “Nee, in den Kerzen ist Wachs!”.
Als wir dann nach unserem halbjährigen Österreich-Aufenthalt wieder nach Deutschland kamen, wurde mir sein Vorsprung gegenüber Gleichaltrigen bewußt, zumal unsere Kinderärztin wiederholt verwundert war über Hans’ Entwicklung, daß er, wo andere “Wauwau” sagten, erklärte: “Das soll glaub ich ein Hund sein.”
Er kam mit 2 3/4 in den Kindergarten, wo er sofort durch seine Sprache und Buchstabenkenntnis auffiel (“Guck mal, ich hab eine Kackawurst gemacht, die ist Y-förmig!”), aber da die Erzieherinnen sehr aufgeschlossen und vor allem höchst individuell jedes Kind begleiten, geht der Kindergarten bis heute sehr gut, es gibt viele, vor allem ältere schlaue Kinder, mit denen er spielt.
Als Hans ungefähr drei Jahre alt war, machte mich eine Freundin, die selbst hochbegabte Kinder am Gymnasium unterrichtet, indirekt auf das Thema aufmerksam, sie meinte: “Na, da wirst du dich umschauen müssen, welche Schule ihn nimmt mit dem, was er jetzt schon kann.” Ich schaute mich um, fand die DGhK und eine Mailingliste zum Thema Hochbegabung. Mit 3 1/4 fing Hans bei der Logopädin an, weil er eine G/K-Schwäche hatte. Dieser fiel ebenfalls seine Sprache auf, er erklärte ihr: “Leider tann ich tein Ta, das ist das Problem!”, und wurde nach einem halben Jahr kuriert entlassen, obwohl sich die Krankenkasse zuerst gesperrt hatte, das zu bezahlen, denn Kinder unter vier können gewöhnlich nicht in logopädische Behandlung.
Er interessiert sich seit er drei ist für diverse Themen wie Dinosaurier, Planeten, griechische Götter, komplizierte Puzzles, Arktis und Antarktis. Besonders die griechischen Götter erregen Aufsehen, wenn er Außenstehenden davon erzählt (er würde sich allerdings nie von uns vor anderen ausfragen lassen, Kind vorführen geht nicht!). Auf das Thema ist er selbst gekommen, weil in einem Kunstbildband von mir die Gestalten mit ihren Attributen abgebildet waren, und tagelange Beschäftigung einbrachten!
Seit er fast vier ist, besucht der neben dem Kindergarten alle 14 Tage die Vorschule, kommt dort gut mit (nur hat er beim ersten Mal die Lehrerin gebeten, mit zum Klo zu kommen, sie solle ihm den Po abwischen. Sie fragte ihn etwas verwundert, wie alt er sei, – “Drei!”. Was stimmte!)
Im Dezember 2002 habe ich ihn testen lassen, mit dem K-ABC, der für diese Altersgruppe nicht so zuverlässig sein soll, und da kam trotz gräßlicher Erkältung ein Wert um 130 heraus. Die Psychologin erklärte mir, ich solle ihn nicht “überfördern”, weil genau diese Hochbegabungsgrenze problematisch sei, daß Eltern dann zuviel erwarten, wenn sie sich mit der Diagnose “Hochbegabung” identifizieren.
Ich hoffe, daß ich mich immer daran halte, aber Hans macht deutlich klar, wenn er nicht mehr wissen will – was aber selten vorkommt. Bis vor einiger Zeit verweigerte er das Malen völlig, weil er nicht zufrieden war mit dem, was seine Hände zustandebrachten, und er sich im Kopf ganz anders vorgestellt hatte. Jetzt sind wir bei einer Ergotherapie, unter anderem auch wegen der alten Wahrnehmungssörungen-Diagnose, vielleicht steht ihm das motorisch im Wege.
Inzwischen liest Hans selbständig Wörter und einfache Sätze. Er ist jetzt 4 1/4, und ich bin sehr gespannt, wie die Entwicklung bis zum Schuleintritt (August 2004, dann ist er 5 3/4) weitergeht.
Ich möchte alle Eltern dazu anregen, sich möglichst früh mit der Idee Hochbegabung auseinanderzusetzen. Man erkennt mit diesem Thema im Hinterkopf mehr vom eigenen Kind, und kann es besser verstehen in seinem “Anderssein”.