Sebastians Geschichte

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Niedergeschrieben und an tate.at geschickt von Sebastians Mutter. DANKE!

Liebe Eltern, liebe Kinder! Wir alle wissen, wie gut es tut, sich mitzuteilen und zu wissen, dass man verstanden wird. Aber nicht nur aus diesem Grund möchte ich unsere Geschichte erzählen, sondern auch, um Mut zu machen. Ich kann nur sagen: Eltern vertraut auf eure Kinder und euer Gefühl, und freut euch über die Begabung eurer Kinder!

Unser Sohn Sebastian wurde im April 1998 geboren. Von Anfang an haben wir uns über dieses liebe, pflegeleichte Baby gefreut. Er weinte kaum und schlief extrem viel. Wenn er wach war, lag er zufrieden in seinem Bettchen und sah sich seine Umgebung an. Kurz, der Traum aller Eltern.
Sebastians Entwicklung verlief für uns völlig normal, wie wir es auch schon bei seiner älteren Schwester erlebt hatten.

Bis zum Alter von 1,5 bis 2 Jahren hatte ich einfach das Gefühl, ein sehr aufgewecktes, neugieriges Kind zu haben. Danach glaubte ich daran, dass er viel von seiner drei Jahre älteren Schwester lernte, und dass es für jüngere Geschwister normal sei, dass sie so manches schon früher können als andere.

Als er aber zwei Jahre alt war, hob er sich doch so deutlich von Gleichaltrigen ab, dass ich das erste Mal daran dachte, vielleicht doch ein Wunderkind zu haben. Ich beließ es aber bei diesem einen Gedanken und freute mich über diesen selbstständigen Zweijährigen, der munter mit den Vier- bis Sechsjjährigen unterwegs war. Er fühlte sich sichtlich wohl in der Gesellschaft älterer Kinder und ich erkannte, dass ich mein “Baby” schon sehr früh los lassen musste. Trotzdem habe ich diese Zeit sehr angenehm in Erinnerung. Es gab ja noch so viel zu lernen, er sog alles was er kriegen konnte in sein kleines Köpfchen auf.

Erst im darauffolgendem Jahr wurde es immer schwieriger ihn zufriedenzustellen. Er entdeckte seine Liebe für Zahlen und Buchstaben. Mit drei Jahren begann er zu rechnen. Es war höchste Zeit für den Kindergarten! Unser Kindergarten wird mit altersgemischten Gruppen geführt, also ideal für unseren Sohn. Die Kindergärtnerin war spitze, sie unterschied nie nach Alter und ließ Sebastian immer mitmachen, wo es ihm Spaß machte. Natürlich hatte er seine Freunde immer unter den älteren Kindern. Glücklicherweise wurde er von den älteren Kindern immer akzeptiert und gerne gemocht. Umgekehrt hatte er aber Probleme mit gleichaltrigen oder jüngeren Kindern.
Er war oft sehr ungeduldig und zornig, wenn sie nicht die Spiele mit ihm spielen konnten, die ihn interessierten. Erst im Jahr vor der Einschulung, und das fand ich sehr interressant, lernte er zu unterscheiden, mit wem er Fußball spielen konnte, das waren die Gleichaltrigen, und mit den älteren Kindern spielte er Karten oder Ähnliches.

Die Kindergartenzeit war also recht unproblematisch, trotzdem baute sich das ungute Gefühl in mir auf, dass es nicht so bleiben würde. Was wird der nur in der Schule machen? Zum ersten Mal wurde ich mit kritischen Eltern konfrontiert, die mich verurteilten ,weil ich meinem Kind schon vor der Schule so viel beibrachte! Das war erst der Anfang.

Vorsorglich setzte ich mich schon nach der Schuleinschreibung mit der Lehrerin in Verbindung. Ich erklärte ihr den Wissendurst meines Sohnes und hoffte natürlich auf mehr Wissen und Verständnis von pädagogischer Seite.

Sebastian freute sich natürlich sehr auf die Schule, und war dementsprechend enttäuscht, als die Schule seinen hohen Erwartungen nicht gerecht wurde. Spätestens jetzt war mir klar,daß die unbeschwerte Kleinkinderzeit vorbei war. In ein System gezwängt, wo alle Kinder einer Norm entsprechen zu haben, und allenfalls schwächere Kinder das Recht auf Förderung haben, werden Eltern, die glauben, ein hochbegabtes Kind zu haben, eher belächelt als ernst genommen.

Wir entschlossen uns, unser Kind testen zu lassen. Mit der Diagnose “hochbegabt” und der Empfehlung, die erste Klasse zu überspringen, gingen wir nach Hause. Trotz Tests war es nicht ganz einfach, die Schulleitung von unserem Vorhaben zu überzeugen. Mit soviel Skepsis hatte ich nicht gerechnet. Immer wurden uns nur die Nachteile erklärt, nach jedem Gespräch mit der Schulleitung ging ich entmutigt nach Hause. Für mich war das eine sehr stressige Zeit. Ich musste mich selbst oft aufrichten, und mir sagen, dass es um unser Kind geht.

Schließlich vereinbarten wir eine Probezeit, in der Sebastian die zweite Klasse besuchen durfte. Was ihn betrifft, er hat sich sofort sehr wohl gefühlt in seiner neuen Klasse, und er hat schon nach wenigen Tagen gewusst, dass er bleiben wird. Nachdem ich gesehen hatte wie schnell er den versäumten Stoff aufholte und wie zufrieden er wieder war, wußte auch ich, dass wir richtig entschieden hatten.

Ich glaube, das Wichtigste ist, dass er jetzt “normal”sein darf. Er bekommt die gleichen Aufgaben wie die anderen Kinder und muss sich deshalb nicht als Extrawurst fühlen. Mitlerweile haben wir das Schuljahr erfolgreich hinter uns gebracht, und Sebastian freut sich auf die dritte Klasse, mit der Hoffnung “dass es jetzt endlich schwerer wird”…

Es wird also nie ganz einfach sein, seinen Wissendurst zu stillen, aber ich habe gelernt, auf mein Gefühl zu hören und uns nicht von starren Systemen aus der Bahn werfen zu lassen. Jetzt freue ich mich, dass es uns gut geht und bin schon neugierig, wie es weitergeht.

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