Niedergeschrieben und an tate.at geschickt von Karin K., der Mutter von Stefan. DANKE!
Stefans Leben fing eigentlich mit einem echten Tief an. Er war in den ersten drei Lebensjahren fast zwölf Monate lang in stationärer Behandlung auf der Kinderchirurgie. Er wurde insgesamt 13 Mal operiert und musste jahrelang über eine Magensonde ernährt werden.
Heute ist Stefan fast gesund und kann ein weitgehend normales Leben führen. Von den Ärzten wurde und wird seine Entwicklung auch immer ganz genau beobachtet, da er nur langsam wächst und sehr schwer an Gewicht zunimmt. Dabei hieß es dann immer wieder, dass er gleichaltrigen in vielen Bereichen weit voraus sei. Ich gab mich damit zufrieden, und habe dem keine besondere Beachtung geschenkt.
Für mich wirklich “auffällig” wurde er erst im letzten Jahr. Innerhalb von nur 4 Wochen “spielte” er sich durch die Leselernprogramm “Lilos Lesewelt” für die erste Schulstufe. Er löste dabei 99 % aller Aufgaben richtig.Im Anschluss daran begann er Kinderbücher laut vorzulesen. Auch in Mathematik beherrscht er mit seinen 5 1/2Jahren den Stoff der ersten Klasse nahezu fehlerfrei. Er schreibt die Ziffern auch richtig. Aber lieber rechnet Stefan am Computer oder im Kopf. Zählen und das ABC,… sind für ihn die normalsten Dinge, die man, wie er meint, eben kann. Schreiben kann er noch nicht.
Stefan spielt auch Eishockey und Fußball in U 8 Mannschaften, wo er Gleichaltrigen auch trotz seiner körperlichen Unterlegenheit (104 cm und 14 kg) um vieles voraus ist. Er kann komplizierte schnelle Übungen im Eishockey auf Anhieb richtig ausführen und versteht auch taktische Anweisungen besser als mancher zehnjährige. Auch Tennis spielt er schon recht gut. Schwimmen, Schifahren, Radfahren, Eislaufen und Inlineskaten konnte er bereits mit drei Jahren.
Eine unserer behandelnden Ärztinnen auf der Kinderklinik war dann die erste, die konkret meinte, dass Stefan eventuell hochbegabt ist. Er wurde dann von zwei verschiedenen Psychologinnen getestet, die diese Vermutung beide bestätigten. Das war Anfang September dieses Jahres unmittelbar vor Schulbeginn .FONTDIV
Für mich stellte sich dann die Frage, wie Stefan weiterhin seinen Bedürfnissen entsprechend gefordert und gefördert werden kann.
Ich nahm dann Kontakt mit der Schulleiterin der Volksschule, die auch mein achtjähriger Sohn Simon besucht, auf. Diese stellte sich dann der “Herausforderung” und erklärte sich bereit, Stefan als ausserordentlichen Schüler aufzunehmen, obwohl es bei uns im ganzen Bezirk noch nie eine Einschulung eines so jungen Kindes gab. Aber das letzte “Okay” musste dann ohnehin noch die für unseren Bezirk zuständige Schulpsychologin geben. Sie erklärte Stefan auch in allen Bereichen für “schulreif”. Es folgten dann noch Telefongespräche mit Frau Dr. Rucker vom Landesschulrat für die Steiermark (Begabtenförderung). Die Schule nahm dann ebenfalls Kontakt mit ihr auf, da niemand die Rechtslage in diesem Fall wirklich kannte. Danach folgte noch ein Gespräch zwischen Eltern, Schulleiterin, Kindergartenpädagogin und Klassenlehrerin. Wir alle kamen schließlich zum Entschluss, dass Stefan in der Schule wahrscheinlich besser “aufgehoben” ist, als im Kindergarten.
Nun sitzt unser kleiner Mann seit einigen Wochen in der ersten Klasse, in der auch die Vorschulkinder vom Vorjahr sind. Es sind 17 Kinder in der Klasse und Stefan ist von seiner Klassenlehrerin begeistert. Er darf in in Mathematik dort weitermachen, wo er zu Hause “aufgehört” hat. Während die anderen Kinder Buchstaben lesen lernen, darf Stefan Texte oder Bücher lesen. Schreiben lernt er gemeinsam mit seinen Klassenkollegen. Stefan muss natürlich auch Dinge machen, die ihm weniger Spaß machen (z. B. Ausmalen). Ich bin froh, dass die Klassenlehrerin diesbezüglich flexibel ist, denn sonst hätte es absolut keinen Sinn gehabt, Stefan vorzeitig in die Schule zu schicken. Ich habe auch den Eindruck, dass er sich auch wirklich wohl fühlt. Er hat sich schnell in der Klasse eingelebt, da er generell ein recht unkompliziertes Kind ist. Ob es die richtige Entscheidung war, werden wir sicher erst viel später sehen. Aber im Moment habe ich ein gutes Gefühl. Der “Hürdenlauf” der letzten Wochen scheint sich wirklich gelohnt zu haben.