Ann-Sophies Geschichte

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Niedergeschrieben und an tate.at geschickt von Ann-Sophies Mutter. DANKE!

Meine Tochter wurde 1990 geboren, ihr Vater ist ein Künstler, wie er im Buche steht. Sensibel, eigenbrötlerisch und sehr begabt. Meine Tochter wuchs aber allein bei mir auf. Sie war ein Wunschkind meinerseits und wir unternahmen sehr viel. Da ich selbst sehr kreativ war, fühlten wir uns recht wohl.

Auffallend war, dass meine Tochter erst mit 2,8 Jahren sprach, vorher war sie fast stumm. Auf Schimpfen der Großmutter reagierte sie, in dem sie grammatikalisch einwandfrei im langen Satz genervt antwortete. Da wussten wir, dass sie sprechen kann. Ich ging dann für drei Jahre nach Thüringen, wo ich Spielzeugdesign studierte und nahm meine Tochter mit. Sie ging dort in den Kiga, fand aber nie eine richtige Freundin. Auffällig war, dass ich bei ihren “Auftritten” nie anwesend sein durfte.

Das letzte Jahr vor der Schule ging sie nochmals in einen anderen Kiga. Sie fing an,Geige zu spieln, lernte Schwimmen und fühlte sich ganz wohl. Regulär kam sie in die Schule, war sehr kreativ, aber die Lehrerin sagte am Ende der 1.Klasse zu mir: “Ich weiß nicht, ob wir sie in die zweite Klasse mitnehmen können!” Sie sei so verspielt.

Sie malte wunderschöne Bilder, interessierte sich sehr für die Sexualkunde und bekam von der Hortnerin einen strengen Verweis, weil sie in der 2. Klasse den Liebesakt so detailgetreu gezeichnet hat! (Brüderchen wird geboren.) Sie fing an zu tanzen und hatte eine gutes Rhythmusgefühl und ein feines Gehör.

In der 4. Klasse zogen wir um, sie wechselte die Schule. Nach zwei Tagen kam sie unglücklich wieder, wurde krank (äußerst selten) und wollte wieder zurück. Sie drängte Woche für Woche, so dass ich einen Antrag auf Umschulung stellte, dem auch stattgegeben wurde. Sie fuhr von diesem Tag an selbständig und immer pünktlich durch die halbe Stadt zur Schule.

Aufgrund einer “3” in Mathematik bekam sie eine Mittelschulempfehlung. Um sie keiner Prüfung unterziehen zu müssen, gab ich sie auf die Montessorimittelschule, dort mit 1 und 2 in den Hauptfächern! Ein Wechsel auf ein staatliches Gymnasium war allerdings nicht möglich, da es eine noch nicht anerkannte Mittelschule war.

Ab Klasse 6 kam Ann-Sophie auf eine evang. Mittelschule, hier war das Niveau deutlich höher. Klasse 7 langweilte sie sich, besonders in Mathematik. (Bekam nie Extraaufgaben trotz Bitte!) Klasse 8 langweilte sie sich, hatte ständig Bauchschmerzen, zog sich zurück und sprach nicht mehr. Unser Sohn forderte all unsere Aufmerksamkeit, da er sich anders entwickelte als die anderen Kinder. Er absolvierte alles im Schnelldurchlauf. Bei ihm stand plötzlich das Thema “Hochbegabung” zur Debatte.

Als mir meine Tochter in Klasse 8 gestand, dass sie eine Essstörung hat, konnte ich mir keinen Reim darauf machen. Ich meldete beide Kinder beim Psychologen an, der bei beiden eine HB feststellte! Nun war ich verwirrt und begann mich mit diesem Thema verstärkt auseinanderzusetzen. Ann-Sophie wechselte an ihrer Schule zur 9.Klasse! an das Gymnasium, unser Sohn wollte!regulär eingeschult werden!

Meine Tochter nahm an einer Psychotherapie teil, die sich als sehr schwierig gestaltete. Sie sackte in der Schule sehr ab, allerdings in Kunst langweilte sie sich. Mathematik hatte sie zwar eine 4, aber sie hatte großen Gefallen am Unterricht.

Die 9.Klasse war eine Herausforderung für uns alle, meine Tochter hatte ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Aber sie fand neben sehr netten Mitschülern einen heimlichen Verbündeten, der selbst hb mit einem Asperger-Syndrom war! Sie akzeptierte ihn und ließ sich auf ihn ein, da er ja auch “anders” war. Anfang Klasse 10 “durfte” auch ich zur Gesprächstherapie und nach 2! Stunden stand fest, woran alles krankte! Ich selbst war ein unerkanntes “HBchen”!!!!! Nun wurde es noch verwirrender, aber irgendwie brachte es auch Licht ins Dunkel.

Nun lernen wir, das heißt meine Kinder und ich, dieses Geschenk anzunehmen und uns neu zurechtzufinden. Ich bin meiner Tochter soooo dankbar, dass sie so zäh um uns gekämpft hat!!! Ihr geht es jetzt wesentlich besser, die Therapie ist abgeschlossen, und es findet gerade eine Metamorphose satt, vom Kind zum Erwachsenen. Ein Erwachsener mit besonderen Fähigkeiten. Ich freue mich darauf.

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